Rendzina 2025
Die Rendzina ist ein Boden, der sich aus Kalk oder Gipsgestein entwickelt hat. Durch Bildung und Anreicherung von Humus besitzt sie einen dunkel gefärbten Oberboden. Darunter folgt unmittelbar das kaum verwitterte Bodenausgangsgestein

Woher kommt der Name
Der Name Rendzina ist einer der interessantesten Namen für einen Boden. Er leitet sich vom polnischen Umgangswort "rzędzić" ab, was sinngemäß "kommunizieren" bedeutet. Böden dieser Art enthalten eine erhebliche Menge an Kies und Steinen, die beim Pflügen verschiedene Geräuscheffekte wie Kratzen, Quietschen usw. erzeugen, als ob sie mit dem Pflüger "sprechen" würden

Was sind Kalksteine?
Zu den Kalksteinen gehören auch meist sehr feinkörnige Gesteine der Kreidezeit wie die auf der Insel Rügen vorkommende, nur schwach verfestigte, mürbe Schreibkreide oder geologisch sehr junge Seekreiden (z.B. im Bodenseeraum). Sehr bekannt sind die Kreidefelsen der Insel Rügen

Wie entwickeln sich die Rendzinen?
Die Verwitterung führt bei der Entstehung von Rendzinen zu einer "Entfestigung" und teilweisen Lösung des Kalksteins. Im Oberboden reichern sich so unlösliche Bestandteile, vor allem Tonminerale an. Zusätzlich kommt es aufgrund der biologischen Aktivität und der Umwandlung von Streu im Oberboden zur Anreicherung von Humus. Der Oberboden der Rendzina ist humusreich aber nach wie vor meist kalk- bzw. gipshaltig.

Spezifische Kennzeichen
Die Rendzina ist ein Boden, der über dem häufig klüftigen Festgestein meist nur 2 – 3 dm mächtig ist. Daher versickert das Regenwasser schnell, die Böden können nur wenig Wasser speichern und neigen zur Trockenheit. Rendzinen, die sich aus lockerem Kalkstein wie der Schreibkreide entwickelt haben, sind für Bäume tiefgründig erschließbar und besitzen eine bessere Wasserversorgung. Die Fruchtbarkeit der Rendzina ist hoch. Ihr ökolgischer Wert ist groß durch den bestand an alten Wäldern. Oft entwickeln sich seltene Kalktrockenrasen

Wo kommen Rendzinen vor?
In den Landschaften der Mittelgebirge treten sie überall dort auf, wo Kalksteinschichten ausstreichen. In Mecklenburg-Vorpommern haben sich Rendzinen auf Kalkstein der Kreidezeit entwickelt. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt deshalb auf der Halbinsel Jasmund (Insel Rügen).

Rendzinen sind Archive der Urzeit
In der Kreidezeit vor 100 bis 66 Millionen Jahren lebten riesige Mengen schwebender und im Wasser treibender Organismen mit winzigen Kalkschalen in einem flachen Meer, unter anderem einzellige Kalkalgen von ca. 0,01 mm Größe, die Skelette aus Kalk bildeten. Starben sie ab, sanken die Kalkrückstände auf den Meeresboden. Das Kalksediment lagerte sich in Meeressenken ab und bildete bis zu 400 Meter mächtige Kreideschichten. Während der letzten Eiszeit wurden durch mächtige Gletscher Kreidesedimente aus dem Ostseebecken aufgestaucht bzw. aufgeschuppt

Man findet viele Fossilien
Fossilien, wie z. B. Donnerkeile (Skelettelemente der Kopffüßer), Armfüßer, Seeigel, Schwämme und Muscheln, sind an den Kreideküsten der Ostsee zu finden. Die meisten dieser Versteinerungen haben ein Alter von etwa 60 – 70 Millionen Jahren. Feuerstein, auch Flint genannt, findet man als schmale Bänder in Kreidekliffen, als Strandwallbildner, aber auch im eiszeitlichen Geschiebes

Nationalpark ist Weltkulturerbe
Welterbe der UNESCO
Der Nationalpark Jasmund ist nicht nur durch die Kreidefelsen als Wahrzeichen Mecklenburg-Vorpommerns bekannt, sondern auch durch die naturnahen alten Buchenwälder. Ackerbau ist wegen der Steinigkeit kaum möglich. Aber es gibt sehr wertvolle Trockenrasen mit seltenen kalkliebenden Pflanzen

Nachhaltiger Kreideabbau umweltverträglich
Bereits um 1720 wurde auf Rügen Kreide für die Herstellung von Branntkalk abgebaut. Abnehmer der Rohkreide waren vor allem Zementfabriken. Rügener Kreide wird und wurde z. B. für die Zementherstellung, die Produktion von Düngekalk, und in Produkten der Elektro, Lack, Farben, Pharma, Kosmetik, Gummi- und Kabelindustrie eingesetzt sowie in der Wellnessbranche und Medizin. Inzwischen wird im Naturpark kaum noch Kreide abgebaut. Auf den Abbauflächen siedeln sich umgehend wieder Pflanzen an.



