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Ackerböden 2023

Ackerböden nennen wir alle Böden, die „unter den Pflug genommen“ wurden. Man erkennt sie an ihrer Krume, dem 20 bis 30 cm mächtigen Oberboden. Dieser Horizont ist besonders seit der Erfindung des Traktors durch regelmäßige Lockerung und Durchmischung mit Pflugscharen, Grubber oder Egge entstanden. Dieser „Pflughorizont“ ist meist humushaltig und etwas dunkler als der darunter liegende Unterboden. Es gibt also nicht nur "einen" Ackerboden, sondern unzählige, weil sie alle unterschiedlich entstanden und sich verschieden entwickelt haben.

Wie entstanden Ackerböden

Es sind vom Menschen geschaffene Böden in großer Vielfalt
Im Fokus stehen heute oft nur die negativen Folgen der Bodenbewirtschaftung. Dabei vergessen wir häufig, dass wir heute an vielen Orten nur deshalb ertragsfähige Ackerböden besitzen, weil der Mensch sie über Jahrhunderte hinweg, zum Beispiel durch Plaggenwirtschaft oder durch Kalkung, geschaffen und weiter entwickelt hat. Von dieser Bodenverbesserung profitieren wir heute noch und sichern unsere Ernährung

Wo entstanden Ackerböden?

Der Ackerbau breitete sich vor ca. 5000 Jahren aus dem Nahen Osten nach Nordwesten in das heutige Europa aus. Die Menschen siedelten zuerst an Flüssen und nutzten die Sedimente zum Anbau gesammelter Samen. Zunehmend wurde Wald gerodet um Holz zu haben. Die gerodeten Flächen wurden „beackert“. Es wurden Felder mit verschiedenen Früchten bestellt, um die natürlichen Kräfte des Bodens zu nutzen. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit herrschte die Dreifelderwirtschaft vor. (Winterfrucht, Sommerfrucht, Brache). Meist wurde Wildgetreide angebaut. Durch die Bewirtschaftung wurden die Ackerböden immer fruchtbarer.

Welche Funktionen Haben Ackerböden

Wichtig sind die Produktionsfunktionen, die Lebensraumfunktionen, die Regelungsfunktionen für Wasser-und Stoffflüsse, Informationsfunktionen und Kulturfunktionen. Diese werden nacheinander beschrieben.

Produktion auf Ackerböden

Nahrungs- und Futtermittel und pflanzlichen Rohstoffen sind für die Menschen lebensnotwendig. Je Landwirt*in werden derzeit 139 Menschen ernährt, 8-mal mehr als noch 1960 (BLE 2022)
Die intensive Nutzung, die zu enormen Ertragssteigerungen bei Weizen, Kartoffeln oder Raps führt, bringt die Ackerböden allmählich an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Bodenverdichtung, Bodenerosion, Überdüngung und Nitratbelastung im Grundwasser, Humusabbau und ein Rückgang des Bodenlebens sind große Herausforderungen. Da die Ertragfähigkeit von den übrigen Bodenfunktionen abhängt, müssen diese in Zukunft durch eine bodenschonende Bewirtschaftung erhalten, wenn nötig wiederhergestellt und wenn möglich sogar verbessert werden!

Ackerböden als Lebensraum

Nicht zuletzt bietet der Ackerboden unzähligen Bodentieren und Mikroorganismen, wie Regenwürmern, Bakterien und Pilzen, ein Zuhause. Die Artenvielfalt unter der Erdoberfläche ist dabei auch in Ackerböden viel größer, als die, welche wir oberirdisch kennen. In einem Teelöffel fruchbaren Boden sind mehr winzige Organismen als Menschen aud der Erde leben. Auch größere Tiere leben im Boden. Alle Organismen sorgen dafür, dass die Böden ihre Funktionen erfüllen können. Sie sind ein bedeutender Beitrag zur Biodiversität und zur Anpassung an Klimaveränderungen

Wasserspeicher- und Regelfunktion

Ganz nebenbei speichert der Ackerboden große Mengen Wasser, wovon nicht nur Nutzpflanzen profitieren. Weil tiefgründiger Ackerboden pro Kubikmeter zwischen 300 und 550 Litern Wasser aufnehmen kann, ist er wichtig für den Hochwasserschutz. Indem er Schadstoffe im Boden bindet und neutralisiert, trägt er zur Versorgung mit sauberem Trinkwasser bei.

Kohlenstoffspeicher Ackerboden

Als Kohlenstoffspeicher ist der Ackerboden von großer Bedeutung für das Klima, denn unter einem Hektar Ackerboden sind durchschnittlich 95 Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Besonders mehrjährige Kulturen wie Luzerne oder Kulturpflanzen mit einem stark entwickelten Wurzelsystem sind zu nennen. Alle Feldgehölze auf Ackerböden speichern ebenfalls. Wichtig sind in jedem Fall mehrjährige Kulturen.

Ackerböden speichern seit ihrer Entstehung Informationen

Ackerböden geben Auskunft über die Entwicklungsgeschichte. Sie sind das Archiv für Fehlentwicklungen als auch für achtsame Bewirtschaftung. Archäologische Raritäten werden in ihm gespeichert. Gegenwärtig sind Ackerböden wichtige Indikatoren für Schadstoffbelastungen und Klimaveränderungen.

Ackerböden haben Kulturfunktionen

Durch den Ackerbau wurde die undurchdringliche Waldlandschaft nach und nach zur Kulturlandschaft als offene Landschaft und vielfältiger Lebensraum für Menschen und Tiere wichtig und durch die Menschen gestaltet. Ackerböden wurden in ihrer Vielfalt neben Wäldern, Wiesen, Siedlungen, Obstwiesen, Weinbergen Bestandteil und Verbindung zur Natur und erlebbar.

Unsere Ackerböden sind gefährdet

Bodendegradierung, Bodenversauerung, Versiegelung, Bodenerosion, Klimawandel sind die größten Gefahren für unsere wertvollen Ackerböden und ihre Funktionalität. Dazu kommt die Spekulation mit Böden als Geldanlage, die Neuansiedlung großer Industrieanlagen auf besten Ackerböden und eine auf maximale Gewinne orientierte Nutzung. durch Nichtlandwirte.

Viele Ackerböden sind schon degradiert

Jahrelange Monokultur mit bodenzehrenden Fruchtarten wie Mais führen zur Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und zu Strukturschäden. Einige Ackerböden neigen besonders zu Schadverdichtungen durch unangepasste Maschinen. Bodenversauerung durch mangelnde Kalkung und Humusverarmung führen ebenfalls dazu, dass die vielfältigen Funktionen der Ackerböden nicht mehr erfüllt werden.

Gefahr der Versauerung durch unterlassene Kalkung

Ackerböden müssen mit wenigen Ausnahmen regelmäßig gekalkt und organisch gedüngt werden. Um diese Maßnahme einzuordnen, müssen vielfältige Fruchtfolgen eingehalten werden. Der Wechsel von humusmehrenden und -zehrenden Feldfrüchten steht für eine nachhaltige Nutzung.

Versiegelung ist die größte Gefahr

In Deutschland werden täglich rund 54 ha in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewidmet! (BMUV 2022) Damit können sie ihre wichtigen Funktionen nicht mehr mehr erfüllen. Gewerbegebiete, Infrastrukturtrassen wie Autobahnen, neue Industrieansiedlungen werden auf wertvollen Ackerböden errichtet. Aber auch in Eigenheimsiedlungen werden alle Freiflächen versiegelt. Infolgedessen können alle für eine nachhaltige Bodengesundheit wichtigen Funktionen nicht mehr erfüllt werden. Jahrlich sind Hochwasser mit immensen Schäden die Folge einer fehlenden Infiltration in die Böden.

Erosion durch Klimawandel nimmt zu

Wind- und Wassererosion sind weltweit die größten Probleme und werden durch den Klimawandel in vielen Regionen noch verschärft. Allein 24 Mio. gehen jährlich durch Erosion verloren. Dies entspricht der Größe Rumäniens. Mit dem Klimawandel verbunden sind Starkregen in erosionsgefährdeten Gebieten mit enormer Wassererosion und Sanstürme infokge starker Winderosion auf ausgetrockneten Bodenoberflächen.

Schutz der Ackerböden erhält Leben

Die globalen Bodenressourcen sind nicht erneuerbar.
Enormes Bevölkerungswachstum wird erwartet. Wir verlieren an Boden: Bodendegradierung Bodenversauerung, Versiegelung, allein 24 Mio. ha jährlich durch Erosion. Dies entspricht der Größe Rumäniens.
24 Mrd. t Ackerboden gehen weltweit jährlich verloren. Der weltweite jährliche Bodenverlust als Bodenwert beträgt ca. 490 Mrd. US Dollar.
Bodengesundheit ist überlebenswichtig!
"Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der Menschheit. Er ermöglicht es Pflanzen, Tieren und Menschen, auf der Erdoberfläche zu leben."
(EUROPÄISCHE BODENCHARTA)

Vielgliedrige Fruchtfolgen sind das A u. O

Am wichtigsten ist eine vielgliedrige dem Standort angepasste Fruchtfolge mit humuszehrenden und humusmehrende Fruchtarten. Die Aktivierung und Fütterung der Bodenorganismen stehrt dabei im Vordergrund. Innerhalb der Anbaufolgen sollen möglichst viele Ernterückstände auf dem Acker verbleiben und längere Schwarzbrachen vermieden werden. Zwischen den Hauptfrüchten sind Zwischenfrüchte günstig.

© Frielinghaus

Wirkungsvolle Schutzkonzepte

Eine standortangepasste vielgliedrige Fruchtfolgen mit fruchtbarkeitsmehrenden und -zehrenden Fruchtarten sind die Grundlagen eines nachhaltigen Ackerbaues. Erntereste wie Getreidestoppelnund Strohreste müssen auf dem Acker c
verrotten und zur Aktivierung der Bodenorganismen beitragen.
Eine optimale Nährstoffversorgung, gesteuert nach dem Pflanzenbedarf bei intensiver Nutzung der Bodenreserven führen zu ausgeglichenen Nährstoffbilanzen für Mineralstoffe und Humus im Boden, Die Nutzung aller Potentiale zur Reduzierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel durch resistente Sorten und "kluge Anbaufolgen" sind nachhaltig und sinnvoll. Eine reduzierte Bodenbearbeitung bis hin zu konsequentem Pflugverzicht auf dafür geeigneten Flächen mit flacher Mulchsaat und Bodenschonender Technik zur Verbesserung der Bodenstruktur sind im Kommen. Das führt neben Zwischenfruchtanbau zu einer schützenden Bodenbedeckung unserer Ackerflächen.