Alpiner Felshumusboden - Boden des Jahres 2018
Felshumusboden ist in Gebirgen anzutreffen, innerhalb Deutschlands vor allem im bayerischen Alpenraum. Er besteht aus zwei Bereichen, die in der Bodenkunde als Horizonte bezeichnet werden. Fester Fels bildet dabei den sogenannten C-Horizont, den Untergrund. Auf diesem sammelt sich Humus an, sodass eine mehr oder weniger mächtige Humusauflage (L- und O-Horizont) entsteht.
Zur Bildung solcher O/C-Böden sind besondere Standortbedingungen notwendig, wie sie in den höheren Lagen von Gebirgen oft gegeben sind: Kurze Vegetationszeiten, lange Kältephasen und eine oft schwer zersetzbare Streu aus abgestorbenen Pflanzenresten.
Entstehung der Felshumusböden
Zur Bildung solcher O/C-Böden sind besondere Standortbedingungen notwendig, wie sie in den höheren Lagen von Gebirgen oft gegeben sind: Kurze Vegetationszeiten, lange Kältephasen und eine oft schwer zersetzbare Streu aus abgestorbenen Pflanzenresten. Diese Faktoren bilden eine lebensfeindliche Umgebung, in der nur wenige Organismen in der Lage sind, die anfallende organische Substanz zu anorganischen Produkten abzubauen (Mineralisierung). Dadurch sammelt sich verstärkt Humus an. In den Bayerischen Alpen sind Kalk- und Dolomitgesteine weit verbreitet. Sie verwittern nur langsam und liefern über lange Zeiträume hinweg nur sehr wenig mineralische Substanz. Auf solchen Gesteinen haben sich mächtige Humusauflagen gebildet, bevorzugt in beschatteten Bereichen der Nordhänge unter Nadelwäldern und Latschengebüschen
Vorkommen der Felhumusböden
Am weitesten verbreitet sind Felshumusböden in der hochmontanen und in den subalpinen Stufen. In den Bayerischen Alpen beginnen die subalpinen Stufen in circa 1.200 Meter Höhe und reichen bis zu einer Höhe von 1.900 Metern. . In den östlichen Bayerischen Alpen bilden teilweise Zirben-Lärchen-Wälder die Waldgrenze. Die subalpinen Stufen wurden stark vom Menschen und seinen Nutztieren beeinflusst. Auf den früheren, heute kaum mehr genutzten Hochalmen (Hochleger) haben sich dadurch die typischen Alpenrosen-Fluren entwickelt.
Baumgrenze in nördlichen Kalkalpen
In den nördlichen Kalkalpen sind in dieser Höhenlage vor allem Fichtenwälder und Legföhrenbestände (Krummholz) zu finden. Das Krummholz bildet den Übergang vom geschlossenen Wald zu den alpinen Rasen (alpine Stufe)
Kleinräumige Vorkommen
Kleinräumige Vorkommen von Felshumusböden finden sich zudem in anderen Höhenlagen auf Bergsturzmaterial, Steinhalden und größeren Vorsprüngen in Felswänden. Auch in Tälern kann es Felshumusböden geben: Auf den rund 3.500 Jahre alten Bergsturzgebieten am Eibsee unterhalb der Zugspitze und am Hintersee im Berchtesgadener Land kommt der Felshumusboden auch auf größeren Flächen vor. Diese liegen in sogenannten Kaltluftsenken.
Einordnung und Besonderheiten
Nach der deutschen Bodensystematik gehört der Felshumusboden zur Klasse der O/C-Böden. International wird er je nach Ausprägung der Humusschicht den organischen Böden (Histosols) oder den flachgründigen Böden (Leptosols) zugeordnet.
Ist der O-Horizont („O“ von organisch) mächtig genug, wird er in weitere Schichten unterteilt – und zwar je nachdem, wie stark Bodenlebewesen das organische Material bereits ab- und umgebaut haben.
Zuoberst liegt eine Schicht aus abgestorbenen Tier- und Pflanzenresten, die als L-Horizont bezeichnet wird („L“ von engl. litter = Streu). Darunter befindet sich der Of-Horizont („f“ von fermentiert = vermodert), in dem die Pflanzenreste bereits zersetzt und mit organischem Feinmaterial vermischt sind. Schließlich bildet die organische Feinsubstanz des Oh-Horizonts („h“ von lat. humos = Erde, Erdboden) die abschließende Schicht direkt über dem festen Fels. An der Abfolge der Humus-Horizonte lässt sich die Humusform bestimmen. Im Fall der beschriebenen dreiteiligen Abfolge handelt es sich um Rohhumus.
Sonderfälle Tangelhumus
Ein Sonderfall, der in den Bayerischen Alpen auf Karbonatgestein auftreten kann, ist der Tangelhumus. Im Kontaktbereich zwischen Oh-Horizont und Gestein wird der Humus vom Untergrund beeinflusst und weist daher andere Eigenschaften auf als das darüberliegende Humuspaket. Dieser wenige Zentimeter mächtige Ovh-Horizont („v“ von vererdet) ist krümelig, lockerer gelagert und besitzt einen höheren pH-Wert.
Bedeutung für den Naturhaushalt
Felshumusböden speichern viel Wasser. Wie ein Schwamm können sie das Vielfache ihres Eigengewichts an Niederschlagswasser aufsaugen und festhalten. Das hohe Rückhaltevermögen des Bodens schützt vor Erosion bei Starkregen und hilft, den Abfluss des Regenwassers zu verzögern. Zudem haben Pflanzen so genug Wasser, um zu wachsen.
Sturmereignisse, Waldbrände, Kahlschlag oder auch die Versiegelung von Flächen stören dieses sensible Ökosystem.
Bodenschutz geht alle an
Mit dem Klimawandel nehmen einerseits die Starkniederschläge zu, andererseits steigen die Sommertemperaturen. Die Böden müssen daher mehr Wasser aufnehmen. Dies wird jedoch dadurch erschwert, dass steigende Temperaturen zu einer höheren Aktivität von Bodenorganismen führen, die wiederum einen verstärkten Humusabbau zur Folge habt. Dabei wird das als Treibhausgas wirkende Kohlendioxid verstärkt freigesetzt.
Besonders stark wirkt sich eine Entwaldung auf das Ökosystem aus. Ungeschützter Boden wird schneller durch Erosion abgetragen, auch kann sich die Humusauflage nicht erneuern. Selbst bei ungestörten Bedingungen dauert es etwa 1.000 Jahre, bis sich eine 30 Zentimeter mächtige Humusauflage entwickelt.
Das zeigt: Boden ist eine kostbare und endliche Ressource. Ein schonender Umgang mit Alpenböden ist daher unverzichtbar, um das sensible Ökosystem zu bewahren. Dazu kann jede und jeder Einzelne durch verantwortungsvolles Handeln beitragen.