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Naturnahe Waldnutzung

© S. Lazar

Mischwälder in Mitteleuropa

Eichenmischwälder wuchsen ursprünglich vor allem auf nährstoffreichen Böden und in klimatisch begünstigten Regionen.
Buchenmischwälder sind weniger anspruchsvoll als Eichen und entwickelten sich auch auf relativ nährstoffarmen Böden. So war z.B. der Schwarzwald zu Beginn des Mittelalters vorwiegend mit Buchen-Tannenwäldern bewachsen. Erst durch die Wiederaufforstung im 18. Jh.mit den schnellwachsenden Fichten entstand das heute typische Bild des Schwarzwaldes.
Fichtenwälder konzentrierten sich wie Kiefernwälder in Mitteleuropa meist nur in den höheren Lagen der Mittelgebirge oder den trockenen sandigen Gebieten im norddeutschen Flachland vor. Dagegen bestehen die borealen Nadelwälder vorwiegen aus den anspruchslosen Fichten.

© S. Lazar

Die Auflage beeinflusst die Bodenentwicklung

Gestein und Pflanzen haben ständig Auswirkungen auf die entstehenden Böden. So kann z.B. die Aufforstung mit Fichten die Bodeneigenschaften verändern. Unter Laubwäldern mit Krautschicht entsteht oft eine humose und nährstoffreiche Auflage, der sog. Mull. Unter Fichtenforsten entsteht oft eine ungünstige und saure Auflage, der sog. Rohhumus.

© A. Rehse

Waldschäden durch Bodenversauerung

Einen besonders starken Einfluss auf den Boden hat der Mensch durch die Freisetzung von Schadstoffen und Abgasen. So entsteht z.B. durch die Emission von Schwefeldioxid und Stickstoffoxiden säurehaltiger Regen, der nicht nur die Podsolierung von Böden befördert, sondern neben anderen Faktoren als Ursache großflächiger Waldschäden gilt. Durch die Waldkalkung kann der Boden den Eintrag von Säuren, z.B. durch Luftimmissionen, besser puffern. Wenn die Böden Säuren neutralisieren, lässt sich die Bodenfunktionen nachhaltig bewahren.

© S. Lazar

Waldböden als Ressource

Natürliche Waldböden bilden unentbehrliche Wasserspeicher und übernehmen wichtige Filter- und Pufferfunktionen. Sie filtern z.B. Schadstoffe aus dem Regenwasser und lassen so sauberes Grundwasser entstehen. Die Waldbedeckung schützt dabei vor Erosion; ein Grund, auf die Erhaltung der Ressourcen zu achten - z.B. durch die naturnahe Waldnutzung.

© S. Lazar

Grundsätze der naturnahen und Bodenschonenden Waldnutzung

Die Natur als Leitbild für alle Arten der Waldnutzung
Baumarten, die sich ohne menschlichen Einfluss natürlicherweise durchsetzen würden, sollten bei allen Eingriffen begünstigt werden. Monokulturen oder die Ansiedlung nicht heimischer Baumarten sollte vermieden werden.
Gleichgewicht von Ökosystemen erhalten
Um die natürlichen Prozesse im Wald zu schützen, sollten möglichst geringfügige Eingriffe vorgenommen und z.B. nur kleine Baumgruppen geerntet werden. Kahlschläge sind in jedem Fall zu vermeiden. Statt dessen bietet sich z.B. die Pflege des Plenterwaldes an, der aus unterschiedlich alten und unterschiedlich starken Bäumen besteht.

Qualitative Auswahl

Kriterium bei der Waldernte kann zum einen die Produktreife des Baumes sein. Zum anderen sollte der Einschlag von Bäumen immer so erfolgen, dass der Wald sich seinem natürlichen Zustand weiter annähert. Standortfremde oder durch Luftschadstoffe geschädigte Bäume können daher bevorzugt geschlagen werden. Besonders alte Bäume werden wenn möglich nicht geerntet. Auch andere ungewöhnliche Baumindividuen wie Horstbäume, seltene Baumarten oder besonders schöne Exemplare sollten von der Holznutzung verschont bleiben.

Bodenschonende und naturverträgliche Geräte

Alle Geräte, Maschinen und Stoffe, die bei der Waldnutzung zum Einsatz kommen, sollten möglichst naturverträglich sein. Anstelle von schweren Vollerntemaschinen können z.B. speziell entwickelte, bodenschonende Waldmaschinen, Pferde zum Holztransport und ökologisch unbedenkliche Materialien zum Wegebau eingesetzt werden.

Ausweisung von Schutzgebieten

In allen Waldgebieten sollte vor der Nutzung ein ausreichendes Netz von Schutzgebieten ausgewiesen werden. Zusätzlich sollte zu jedem genutzten Wald ein Referenzgebiet eingerichtet werden, das von menschlichen Eingriffen ausgenommen bleibt. Totholz kann dabei den Wald bereichern und vielen Tier- und Pflanzenarten als Lebensgrundlage dienen. Eingriffe wie die Entwässerung von Feuchtgebieten oder der Einsatz von Pestiziden, Mineraldüngern, Gülle und Klärschlamm sollten generell unterbleiben.

Verändert nach: Dr. Lutz Fähser , Leiter Stadtforstamt Lübeck & Alexandra Rigos, Waldkampagne Greenpeace

Naturnahe Waldnutzung in Lübeck

Bereits in den 80er Jahren entschied der Senat von Lübeck, den Stadtwald in Zukunft naturnah zu nutzen. Dies war der Beginn eines mehrjährigen Diskussions- und Planungsprozesses, aus dem die Grundsätze zur naturnahen Waldnutzung entstanden sind, auf die hier Bezug genommen wird.