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Landwirtschaft heute

Heute muss ein Landwirt mehr als 100 Menschen ernähren. Die Anforderungen der Gesellschaft an eine gesunde Ernährung (Menge, schadstofffrei, vielfältig, bezahlbar) steigen erheblich. Diese Ziele sind mit den Arbeitsweisen von vor 100 Jahren, wo ein Bauer 4 Menschen ernähren konnte, nicht mehr realisierbar. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft spielt die an den jeweiligen Standort und damit die Bodenverhältnisse angepassten Bewirtschaftung eine immer größere Rolle. Dazu gehört vorrangig die Erhaltung und Mehrung der Bodenfruchtbarkeit als Grundlage einer nachhaltigen Landwirtschaft. Das trifft sowohl für den Anbau von Feldfrüchten als auch für die Grünlandnutzung zu. Es gilt für alle Formen der landwirtschaftlichen Nutzung wie Konventionelle Landwirtschaft, Integrierte Landwirtschaft oder Ökologische Landwirtschaft.

Fuchtfolge - das A und O

Die Fruchtfolge ist bei ackerbaulicher Bodennutzung unerlässlich, weil der Ackerbau in die ursprünglich ausdauernden natürliche Vegetationsdecke und damit in den Stoffwechsel der Böden eingreift. An die Stelle perennierender natürlicher Pflanzengesellschaften treten überwiegend Reinbestände einjähriger Kulturpflanzen. Durch den geordneten, sinnvollen zeitlichen Wechsel standortangepasster Pflanzenarten kann der Gefahr der Bodenerosion, der Stickstoffauswaschung, der Humusverarmung, der Verunkrautung, der Zunahme von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen am wirkungsvollsten vorgebeugt werden.

Viele Früchte oder Monokultur?

Je mehr Glieder eine Fruchtfolge hat, umso erfolgreicher können Vorfrucht-Nachfrucht-Wirkungen ausgenutzt werden. Bei Monokulturen (z.B. Mais nach Mais) oder Anbaufolgen mit nur wenigen Fruchtarten (Getreide, Raps) nehmen die Aufwendungen für dir chemische Unkraut- und Schädlingsbekämpfung erheblich zu. Die Züchtung angepasster Sorten erlaubt zwar heute enge Folgen mit wenigen Fruchtarten, es besteht aber die Gefahr der Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität (Flora, Fauna, Bodenleben). Ebenso "verödet" die Landschaft z.B. durch den zunehmenden Maisanbau.

Vorfrucht - Nachfruchtwirkung

Es gibt Fruchtarten, die sind untereinander unverträglich oder benötigen eine längere Anbaupause. unverträglich. Einige Fruchtarten hinterlassen eine ungünstige Bodenstruktur Es gibt humuszehrende und humusmehrende Fruchtarten. Manche Fruchtarten führen zu starker Verunkrautung oder erhöhen den Schädlingsbefall. Um die phytosanitäre Bedeutung, die Humusvermehrung sowie eine energiesparende und bodenschonende Bodenbearbeitung zu realisieren, müssen die Landwirte sorgfältig Anbau- bzw. Fruchtfolgen planen. Bodenschutz vor Wasser-und Winderosion wird durch Fruchtfolgen mit engen Anbaupausen sowie die Einordnung von Winterzwischenfrüchten oder Untersaaten erreicht.

Standorteignung

A. D. Thaer erfasste bereits 1813 die Bodenunterschiede durch dir Kennzeichnung der Bodenarten nach dem Sand-, Ton-, Humus- und Kalkgehalt und legte erstmalig eine Werteskala vor. Er gilt als der Vater der Bodenschätzung. Nach dem „Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens vom 16. Oktober 1934" wird dir Bodenschätzung insbesondere für den Zweck der Besteuerung durchgeführt. Bodenschätzwerte (Bodenzahlen) fließen noch heute in Bodenkarten ein. In der Bewertung bilden 100 Bodenpunkte die höchste Wertzahl (Schwarzerde in der Magdeburger Börde) und 7 Bodenpunkte die niedrigste Wertzahl sehr armer Sandböden. Mit den Wertzahlen 60-80 sind Böden jedoch immer noch sehr fruchtbar. 20 Mio. Grablochbeschriebe und 4.500 rechtsverbindliche Musterstücke sind dokumentiert. Für Grünland wurde als Grünlandgrundzahl von 7 – 88 als Reinertragsverhältniszahl geschätzt. Die Novellierung des Bodenschätzungsgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland erfolgte 2007 (BGBl. I S. 3150, 3176)

Landwirte kennen ihre Böden

Die Landwirte verfügen über einen großen Schatz an Wissen und Erfahrungen und beobachten ihre Pflanzenbestände und ihre wetterbedingte Bodenreaktion genau. Die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten, Fruchtfolge- und Bearbeitungsfehler, Unkrautdruck, Nährstoffbedarf, Kalkbedarf, Humusversorgung, Schadverdichtungen und Staunässe, Wind- und Wassererosion sind erkennbar und ihnen ist in der Regel durch Maßnahmen der „guten fachlichen Praxis“ zu begegnen bzw. vorzubeugen. Periodisch vorgenommene Bodenanalysen geben dabei Sicherheit. Bodenspezialisten in den Bundesländern beraten.

Schonende Bodenbearbeitung - Fehler vermeiden

Der Anbau von ertragreichen Kulturpflanzen stellt hohe Ansprüche an das Bodengefüge und macht eine Bodenbearbeitung notwendig. Ziel ist ein „garer“ Boden, der krümelig, humos, gut durchlüftet, ausreichend feucht und leicht durchwurzelbar ist. Er zeichnet sich durch ein stabiles, belastbares Gefüge aus, das mit der Spatendiagnose feststellbar ist. Es muss generell der Grundsatz bei der Bodenbearbeitung gelten, soviel wie nötig aber so wenig wie möglich in den Boden einzugreifen. Auch dafür sind angepasste Fruchtfolgen die Voraussetzung. Ein stabiles trockenes Bodengefüge mit einem hohen Anteil von Pflanzenresten ist tragfähiger als nasse Böden. Die Folgen des Befahrens mit schweren Maschinen in nassem Zustand sind Schadverdichtungen und erhebliche Strukturschäden bis in den Unterboden hinein. Zur guten landwirtschaftlichen Praxis gehört, die wendende Pflugbearbeitung zu reduzieren, wenn das in der Fruchtfolge möglich ist. Für Traktoren sind Breitreifen und Reduzierung des Reifeninnendrucks, Lastenbegrenzung durch Trennung von Transport und Feldfahrten und Kombination von Arbeitsgängen möglich und gehören ebenfalls zur guten fachlichen Praxis.

Reduzierte Bodenbearbeitung

Bodenbearbeitung ohne Pflug oder Direktsaat mit einer dafür eingerichteten Sämaschine mit vorgelagerten Schneidwerkzeugen schont das Bodengefüge und erhält organische Pflanzenteile an der Bodenoberfläche als Schutz vor Erosion. Wenn eine Pflugfurche allerdings durch den Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat ersetzt wird, ist das sehr bedenklich. In Jahren ohne strenge Winter nimmt der Unkrautdruck stark zu bzw. die Pflanzenrückstände der Vorfrucht sind zu üppig. Dann ist eine wendende Pflugfurche vorteilhaft.

Organische und mineralische Düngung - Fehler vermeiden

Nutzpflanzen entziehen dem Boden Nährstoffe, die sie für ihr Wachstum und für die gesunde Ernährung von Mensch und Tier brauchen. Nicht alle Nährstoffe sind in ausreichender Menge und in pflanzenverfügbarer Form im Boden vorhanden und müssen zugeführt werden. So werden Phosphor, Stickstoff, Kalium und Spurenelemente benötigt. Ein Teil wird durch Pflanzenreste, Stallmist oder Gülle zugeführt, ein Teil durch mineralische Dünger. Eine regelmäßige Kalkung erhöht auf vielen Böden die Strukturstabilität und schafft ein gutes Milieu für das Bodenleben. Gegenwärtig gibt es durch eine unzureichende Beachtung der Standortbedingungen in vielen Regionen Stickstoffüberschüsse, die durch eine Verlagerung zur Anreicherung von Nitrat im Trinkwasser oder in Oberflächengewässern führen. Auch hier gilt der Grundsatz, soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich und zum richtigen Zeitpunkt. Gülle und Stallmist liefern Stickstoff und Phosphor, die mit der mineralischen Düngung verrechnet werden müssen. Regelmä8ige Bodenanalysen erlauben eine genaue Bedarfsermittlung. Eine unqualifizierte Gülleausbringung kann eine Ursache der Nährstoffüberschüsse sein.

Pflanzenschutz - Fehler vermeiden

Pflanzenschutzmittel oder Pestizide werden in drei Gruppen je nach ihren zu bekämpfenden Gefahren für die Nutzpflanzen in Herbizide gegen Unkräuter, Fungizide gegen Pilzkrankheiten und Insektizide gegen schädliche Insekten eingeteilt. Zu ihrem gezielten Einsatz gehört viel Erfahrung und Wissen, über das die meisten Landwirte verfügen. Auch hier spielt die Ausnutzung der natürlichen Schutzwirkung durch eine entsprechende Fruchtfolge eine große Rolle. Da wegen der engeren Fruchtfolgen im konventionellen und integrierten Pflanzenbau Gratisfaktoren der Vorfrüchte meist nicht mehr gegeben sind und aufgrund der Arbeitskräftesituation in der Landwirtschaft mechanische Bekämpfung kaum noch möglich ist, kann ein ertragreicher Pflanzenbau ohne Pflanzenschutz nicht realisiert werden. Die chemischen Pflanzenschutzmittel stehen sehr in der Kritik. Bei den verengten Fruchtfolgen müssen sie aber verantwortungsvoll eingesetzt werden. Auch hier gilt der Leitsatz: soviel wie nötig und zum richtigen Zeitpunkt, aber so wenig wie möglich. So muss auf Vorauflaufherbizide verzichtet werden. Insektenschädliche Mittel gehören nicht in den modernen Ackerbau.

Konventionelle Landwirtschaft

Der größte Teil der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche in Europa wird konventionell genutzt. Die moderne, wissens-und innovationsgetriebene Produktionstechnik führte in den letzten Jahrzehnten zu erheblichen Ertragssteigerungen und damit zur Ernährungssicherung und zur Arbeitserleichterung im ländlichen Raum. Neben Klimawandel, Artenverlust und Gewässereutrophierung wird die Zuspitzung der Produktionsverfahren durch Ausräumung der Kulturlandschaften, eine Vereinfachung der Fruchtfolgen sowie eine übermä8ige Verwendung der Dünge- und Pflanzenschutzmittel mit Recht kritisiert. Klassische ackerbauliche Prinzipien in der Fruchtfolgegestaltung, der Bodenbearbeitung, der Aussaattechnik und den Aussaatzeiten müssen wieder stärker in die gute Landwirtschaftliche Praxis Eingang finden, um nachhaltig zu wirtschaften. Viele Landwirte nehmen diese Verantwortung zunehmend wahr.

Integrierter Pflanzenbau

Im Integrierten Pflanzenbau werden im Vergleich zum konventionellen Ackerbau neben den ökonomischen Erfordernissen auch ökologische Aspekte stärker berücksichtigt, um die oben genannten Fehler weitgehend zu vermeiden.. Hier sollen chemische Mittel erst dann angewendet werden, wenn andere vorbeugende Maßnahmen nicht mehr helfen.
Das Konzept besagt, dass die Bewirtschaftungsmaßnahmen auf die natürlichen Gegebenheiten abzustimmen sind, so dass Boden, Pflanzen und die natürlichen Ressourcen optimal geschont werden. Gleichzeitig gilt es, typische Landschaftselemente und wertvolle Biotope zu erhalten. Zu den Methoden zählen z.B. biologische Schädlingsbekämpfung durch den Einsatz von Nützlingen, bedarfsgerechte Düngung auf der Basis turnusmäßiger Bodenanalysen, bodenschonende Bearbeitungsverfahren und standortangepasste Fruchtfolgen und Sortenwahl. Im Gegensatz zum Ökologischen Landbau gibt es jedoch keine verbindlichen Richtlinien sondern verstärkt Beratung und Empfehlungen. Verstärkt erfolgt die Düngung z. B. nach der Analyse der Pflanzenentwicklung über Präzision Farming. Der Integrierte Pflanzenbau wird zunehmend realisiert.

Ökologische Landwirtschaft

Die verschiedenen Formen des ökologischen Landbaus haben ihre Berechtigung und müssen gefördert werden. Sie unterliegen strengen Regeln der Verbände und die Produkte werden zunehmend nachgefragt. Ein wichtiger Aspekt ist die regionale Vermarktung und der relativ enge Kontakt zu den Verbrauchern. Die Bewirtschaftung ist wesentlich arbeitsintensiver und daher sind die erzeugten Produkte teurer. Dadurch werden aber auch mehr Arbeitsplätze im ländlichen Raum geschaffen. Allerdings muss zur Kenntnis genommen werden, dass allein mit ökologischem Landbau der Hunger in der Welt nicht überwunden werden kann. Die Regeln der guten fachlichen Praxis zum Bodenschutz sind hier verbindlich.

Grünlandnutzung und Grünlandumbruch

Zur Futtergewinnung oder Weidehaltung dient mehrjähriges oder Dauergrünland. Oft sind die Standorte dafür feucht und ungeeignet für den Ackerbau, aber von großer ökologischer Bedeutung. Grünlandflächen sind sehr wertvoll für das Bodenleben, unter einer geschlossenen Grasnarbe reichert sich Humus an. Die Flächen sind gut geschützt vor Wasser- und Winderosion. Dauergrünlandflächen sind wichtige Landschaftselemente. Weidehaltung von Rindern entspricht der artgerechten Haltung. Viele sensible Standorte werden als Grünland genutzt. Dadurch sind sie geschützt und werden erhalten. Ein Beispiel sind die Almen im Hochgebirge, die bei Übernutzung ihre schützende Funktion verlieren. Die Hauptgefahren eines Grünlandumbruchs für eine Ackernutzung.z.B.von Niedermoorgrünland bestehen in einer starken Entwässerung und der dadurch eintretenden Austrocknung. Bei Absenkung des Grundwasserstandes sackt die Mooroberfläche zusammen, der Torf schrumpft und Sauerstoff gelangt in den zuvor wassergesättigten Boden unf führt zur Mineralisierung des Torfes. Dadurch werden Nährstoffe und Gase wie z. B. Kohlendioxid (CO2) freigesetz
Siehe auch Boden des Jahres 2012