Springe zu:

Boden und nachwachsende Rohstoffe

Vielfältige Diskussionen über die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen.

© S. Lazar

Was sind nachwachsende Rohstoffe?

Tank oder Teller? Nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo) sind land- und forstwirtschaftlich erzeugte Produkte, die stofflich oder energetisch verwendet werden, d.h. dass sie nicht zur Ernährung von Mensch oder Tier dienen. Zu den nachwachsenden Rohstoffen zählen beispielsweise Holz für die Papierherstellung, zum Heizen und Bauen, Faserpflanzen wie Hanf oder Baumwolle für Textilien oder auch Stroh und Ried als Baumaterial.

Die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen ist somit nicht neu. Im Mittelpunkt der Diskussion steht derzeit jedoch der verstärkte Anbau von nachwachsenden Rohstoffen für die Energieerzeugung, d.h. für Treibstoff, Strom und Wärme. Dies hat nicht nur ethische Aspekte, ob Mais, Weizen oder Raps nicht besser zur Ernährung genutzt werden sollte. Der verstärkte Anbau nachwachsender Rohstoffe hat auch Auswirkungen auf die Böden.

© S. Lazar

Tanken mit Pflanzenöl

Zu den Biokraftstoffen zählen u.a. Biodiesel, Rapsöl, Ethanol, Methan aus Biogas. Ausgangsstoffe der Biokraftstoffe sind nachwachsende Rohstoffe wie Ölpflanzen, Getreide, Zuckerrüben oder –rohr, Holz und tierische Abfälle.

Raps wurde im Jahr 2007 in Deutschland auf ca. 1,5 Millionen Hektar angebaut. Durch den Einssatz von nachwachsenden Rohstoffen werden fossile Ressourcen geschont was einen positiven Effekt auf die Klimagasproduktion hat. Den positiven Aspekten stehen jedoch auch negative gegenüber. Eine Steigerung des Anbaus von NaWaRo konkurriert direkt mit der Fläche, die bisher für die Produktion von Lebensmittel und Futtermitteln genutzt wurde.

© S. Lazar

Risiken für die Bodenqualität

Aus dem Anbau von nachwachsenden Rohstoffen können Konflikte mit Feldern des Umweltschutzes, insbesondere des Naturschutzes, des Gewässers- und des Bodenschutzes resultieren. Aus Sicht des vorsorgenden Bodenschutzes birgt der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen auch Risiken für die Bodenqualität und weitere Umweltmedien.

Die Kommission Bodenschutz sieht die folgenden Risiken: .

  • Erhöhte Schadstoffeinträge und Spurengasemissionen aus Dünge- und Pflanzenschutzmitteln infolge hoher Ertragsziele,
  • Humusverlust infolge vollständiger Aberntung und vollständiger Abfuhr organischen Materials vom Acker,
  • Erosion wegen nicht standortangepassten Anbaus,
  • Verlust ökologischer Bodenfunktionen als Folge der genannten Wirkungen sowie der Bodenschadverdichtung,
  • Verringerung der Biodiversität infolge Einschränkung des Anbaus auf wenige Fruchtarten oder ausgedehnter Monokulturen,
  • Veränderung des Landschaftsbildes.
© S. Lazar

Konkurrenz um die Fläche

Der Ausbau der Biomasseproduktion zur energetischen Nutzung steht zu anderen Flächennutzungsansprüchen in Konkurrenz.

Je mehr Biomasse angebaut wird, um so weniger Fläche steht für andere Nutzungen zur Verfügung, z.B. für

  • Erzeugung von Lebensmitteln,
  • extensive Landwirtschaft, inklusive ökologischer Landbau,
  • Landschafts- und Naturschutzflächen,
  • Flächenbedarf für Siedlung, Erholung und Verkehr.

Da vor allem landwirtschaftliche Flächen für die Siedlungsentwicklung genutzt werden, ist eine effektive Siedlungsentwicklung und Reduzierung des Flächenverbrauchs um so wichtiger.

© S. Lazar

Klimaschutz und Bodenschutz

Das WO ist entscheidend. Nachwachsende Rohstoffe kann man aber auch auf Brachflächen, Baulücken, ehemaligen Tagebauflächen, Deponien und Altlastenflächen anpflanzen. Dadurch würde man sogar auf Altlastenstandorten Synergieeffekte für kontaminierte Böden ermöglichen, wenn Pflanzen angebaut werden, die dem Boden Schwermetalle entziehen.

© S. Lazar

Energiewälder bevorzugen

Bei der Intensivlandwirtschaft – und somit gerade auch beim Anbau nachwachsender Rohstoffe - bestehen verschiedene Risiken durch einen verstärkten Einsatz von Planzenschutzmittel, Düngemittel oder auch durch Verdichtung und Erosion. Von den NaWaRo stellt Mais die größte flächenbezogene Erosionsgefahr dar.

Es liegen umfangreiche Empfehlungen für Maßnahmen gegen Bodenerosion durch Wasser und Wind für den klassischen Pflanzenbau vor, die auch für die NaWaRo gelten. Beispielhaft sind zu nennen: reduzierte Bodenbearbeitung mit entsprechender Fruchtfolge oder Ausbildung einer Mulchschicht.

Zu empfehlen sind vor allem mehrjährige Kulturen wie Miscanthus oder Kurzumtriebsplantagen (KUP) mit Pappel oder Weide, die auch als Energiewälder bezeichnet werden. Diese sind zwar im ersten Jahr erosionsanfällig, bewirken aber schon ab dem zweiten Jahr wegen des dichten Wurzelwerks und der Mulchschicht aus abgefallenen Blättern einen guten Erosionsschutz. Zudem benötigen Energiewälder weniger Dünge- und Plfanzenschutzmittel. Beispielsweise zeigen Pappeln auch nach 10 Jahren ohne Düngung keine Ertragseinbußen.

Gärreste aus dem Weinbau © S. Lazar

Rückstände aus Biogasanlagen

Aus Bodensicht stellt sich auch die Frage, wie mit Rückständen aus Biogasanlagen zu verfahren ist. In Deutschland überwiegen derzeit Biogasanlagen die auf der Nutzung der Gülle basieren. Diese aufkonzentrierte Gülle sollte nur dosiert auf den Boden aufgebracht werden, um eine Auswaschung in Grund- und ggf. Trinkwasser zu vermeiden. Rückstände aus Biogasanlagen können aber auch höhere Schadstoffgehalte aufweisen, vor allem wenn organische Abfälle in die Biogasanlagen eingeführt werden.