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Boden des Jahres 2022 - Pelosol

Pelosole sind Böden mit hohen Tongehalten, die im feuchten Zustand quellen und bei Austrocknung schrumpfen. Dieser Wechsel führt zu einem Bodengefüge aus scharfkantigen Bodenaggregaten und tiefreichenden Rissen. Pelosole (von griechisch pélos = Ton) sind besonders auf Ton- und Mergelsteinen des Erdmittelalters im süddeutschen Schichtstufenland verbreitet. Ihre Farbe schwankt je nach Ausgangsgestein von grau über braun bis rot.

Wie entstehen Pelosole?

Im Zuge der Bodenentwicklung werden zunächst die tonreichen Gesteine aufgeweicht, wobei Wassermoleküle an die mikroskopisch kleinen, schichtig aufgebauten Tonminerale gebunden werden. Die Art der Tonminerale beeinflusst dabei in erheblichem Maße die Quellungs- und Schrumpfungseigenschaften. Einige Tonminerale wie Smektite und Vermikulite besitzen eine sehr hohe spezifische Oberfläche und können besonders viel Wasser einlagern und auch wieder abgeben. Pelosole werden oft auch als Minutenböden bezeichnet, weil sie nur kurze Zeit im Jahr optimal bearbeitet werden können, wenn sie nicht zu nass und nicht zu trocken sind..

© B. Mohr

Entstehen auch heute noch Pelosole?

Manchmal sind Pelosole auch gegenwärtig noch das Ergebnis menschlicher Eingriffe in die Bodendecke. Im Zuge der landwirtschaftlichen Nutzung wurden immer wieder tonärmere Deckschichten durch Erosion abgetragen und führten zur Entstehung.. Die Bedeutung des nutzungsbedingten Bodenabtrags zeigt die Vergesellschaftung der Pelosole mit noch stärker durch Bodenerosion geprägten flachgründigen Böden wie Ranker und Pararendzinen auf Kuppen und an Hängen sowie Akkumulationsböden am Hangfuß und in Tälern. Obwohl Pelosole meist durch Bodenabtrag entstanden sind, treten sie heute häufig unter Wald auf und belegen eine andere Landnutzung wie z. B. Niederwaldwirtschaft, Waldfeldbau, intensive Waldweide oder eine vorübergehende ackerbauliche Nutzung in früheren Zeiten.

Beschreibung der Pelodole

Beim Pelosol folgt unter dem humosen Oberboden der diagnostische P-Horizont (P von Pelosol), der neben seinem Absonderungsgefüge Tongehalte von über 45 % aufweist.
Pelosole haben im durchfeuchteten, gequollenen Zustand häufig Luftmangel. Dagegen zeigen sie bei Trockenheit meist tiefreichende Schrumpfrisse, die für eine gute Durchlüftung sorgen. Pelosole können nur einen begrenzten Anteil des Bodenwassers pflanzenverfügbar speichern und sind für landwirtschaftliche Nutzpflanzen meist nur 60 bis max. 90 cm tief gut durchwurzelbar.
Gesteinsbedingte Vorräte sorgen bei Pelosolen meist für eine gute Nährstoffversorgung, was besonders für Kalium und Magnesium zutrifft.

Was sind Slikensides

Ein besonderes Kennzeichen der Pelisole sind polyederförmige Bodenaggregate im P-Horizont,, die nach unten teilweise in längliche, senkrecht stehende Prismen übergehen. Durch den sehr hohen Tongehalt entstanden sind meist glänzende Scherflächen, sog. Slickensides, und stellenweise rautenförmige Aggregate als charakteristische Merkmale zu erkennen.

Welche Strukturen sind positiv?

Durch Quellung und Schrumpfung in Abhängigkeit vom Wassergehalt entstehen im Laufe der Zeit oft tiefe und ausgeprägte Schrumpfrisse. Besonders gut ist das bei einem Pelosol aus tonigen Umlagerungsbildungen über Mergeltonen des Gipskeupers zu sehen. In den Schrumpfrissen können Wurzeln in tiefere Schichten gelangen und somit für eine gute Wasserversorgung der Pflanzen in Trockenzeiten sorgen. Die zwischen den Rissen liegenden kompakten Aggregate können meist nicht durch Wurzeln erschossen werden.

Wo kommen Pelosole vor?

Pelosole kommen vor allem in Gebieten vor, wo Tongesteinen des Erdmittelalters (250 bis 65 Millionen Jahre vor heute) im Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper im Unter- und Mitteljura anstehen. Im Schichtstufenland zwischen Schwarzwald und der Schwäbischen Alb treten Pelosole dominierend oder zumindest begleitend in den Bodengesellschaften in Erscheinung. Weitere Vorkommen von Pelosolen befinden sich in Franken, im Thüringer Becken und in Südniedersachsen. Pelosole treten auch auf Bändertonen, tonigen Gesteinen der tertiären Molasse und tonig verwitterten Vulkangesteinen, wie z. B. im Kaiserstuhl und im Hegau, auf.

Welche verschiedenen Pelosole kommen yor?

Pelosole auf Unterer Süßwassermolasse des Tertiar (l.) unterscheiden sich im Aussehen und in den Eigenschaften deutlich von denn des Unterjura (m.) und denen des Knollenmergel des Oberen Mittelkeuper (r.). Alle zeichnen sich durch ihren hohen Tongehalt aus.

Bodensystematik

In der deutschen Bodensystematik bilden die Pelosole eine eigene Bodenklasse mit Böden aus tonigem oder tonig verwitterndem Ausgangsgestein. Der Bodentyp Pelosol besitzt die Horizontfolge Ah/P/C mit einer Mindestmächtigkeit des P-Horizonts von 30 cm.
International werden Pelosole nach der World Reference Base for Soil Resources (WRB 2015) meist als Vertic Luvisols oder Vertic Cambisols und als Vertisole eingestuft.

Wie werden Pelosole genutzt?

Pelosole werden häufig als Wald oder Grünland genutzt. Im Ackerbau stellt ihre Bearbeitbarkeit eine Herausforderung dar. Die Pflugarbeit ist nur bei bestimmten, weder zu feuchten noch zu trockenen Bodenverhältnissen in einem meist engen Zeitraum möglich, weshalb Pelosole im Volksmund auch gerne als „Minutenböden“ bezeichnet werden. Folglich setzt sich auf Pelosolen mehr und mehr eine schonende pfluglose Bearbeitung mit Grubbern und Kreiseleggen durch. Auf stärker erodierten Pelosol-Pararendzinen wirkt sich der Kalkgehalt positiv auf die Durchwurzelbarkeit und die Bearbeitbarkeit aus.

Rissbildung im Sommer

Bei Trockenheit in den Sommermonaten sind die Rissen auch zwischen Pflanzenreihen wie hier auf einem Leguminosenfeld deutlich zu erkennen. Dadurch ist eine bessere Durchlüftung in den Wurzelraum möglich. Zwischen den Rissen ist der Oberboden schlecht strukturiert und sehr hart.

Landschaften mit Pelosolen

Im Keuperbergland in Baden-Württemberg werden Pelosole ackerbaulich genutzt. Sie kommen vergesellschaftet mit Pararendzinen auf tonigen Keupergesteinen vor . Im Hintergrund liegt die Schwäbische Alb.