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Waldboden 2024

Knapp ein Drittel der Fläche Deutschlands (11,4 Mio. ha) ist von Wald bedeckt. Die Waldböden darunter spielen mit ihren zahlreichen Funktionen und Ökosystemleistungen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt Deutschlands. Besonders in Zeiten des Klimawandels ist die Bedeutung unserer Wälder und Waldböden ungeheuer hoch.

Es gibt nicht nur einen Waldboden

Anders als es der Begriff „Waldboden“ vermuten lässt, gibt es nicht den einen Waldboden. Ganz im Gegenteil findet sich in unseren Wäldern eine Vielzahl unterschiedlichster Bodentypen mit verschiedensten Eigenschaften und unterschiedlichem Aussehen.

Welche Anteile haben die verschiedenen Böden?

So sind Braunerden, Stauwasserböden, Podsole und Lessives mit größeren Flächenanteilen neben verschiedenen weiteren Bodentypen unter wie z.B. Schwarzerden und Auenböden unter unseren Wäldern zu finden.

Geschichte unserer Wälder und Waldböden

Die Entwicklung der Böden in West- und Mitteleuropa ist eng mit dem Klima und der Vegetation verknüpft. Im gemäßigt atlantischen und im gemäßigt subkontinentalen Klima haben sich seit dem Ausklingen der letzten Kaltzeit aus baumlosen steppenartigen Tundren erst kiefern- und birkenreiche parkartige lichte Wälder und dann zunehmend Laubmischwälder entwickelt. Zwischen 8000 und 3000 Jahren vor heute überwogen auf trockneren Standorten Eichenmischwälder mit Haselanteilen. Nach und nach wurden die Wälder immer dichter und die schattenliebende Buche wanderte ein. Ab der römischen Zeit herrschte auf mäßig feuchten bis mäßig trockenen sauren bis neutralen Böden die Buche mit verschiedenen Waldgesellschaften vor. Der Waldbedeckungsgrad betrug über Jahrtausende über 80 Flächenprozent. In Grumsin (Brandenburg) gibt es noch einen unter Schutz gestellten "Urwald", der Ähnlichkeit mit den früheren Urwäldern hat,

Wie haben sich Waldböden unter dem Einfluss der Menschen verändert?

Seitdem die Menschen in Europa einwanderten und sesshaft wurden, wurden die "Urwälder" zunehmend intensiver genutzt. Wälder auf fruchtbaren Böden wurden weitgehend gerodet. Der Wald wurde auf landwirtschaftlich ungeeignete Standorte zurückgedrängt. Selbst diese Wälder wurden bis in das 18. Jahrhundert durch Waldweide, Streu- und Plaggengewinnung sowie Holzaschebrennen negativ verändert.. Sie versauerten und verarmten an Nährstoffen. Auf devastierten Waldflächen entwickelten sich Heiden mit Besenheide und Heidelbeeren, Besenginster und einzelnen Kiefern und Birken. Auf diesen Flächen wurde zusätzlich noch Plaggen gewonnen, um Flächen in im Umkreis der Höfe zu düngen. Diese massive  Übernutzung förderte die Bildung von Rohhumus und die Podsolierung vieler Böden. Dichte Wälder, wie wir sie heute kennen, entstanden erst seit dem 19. Jahrhundert mit Einführung einer planvollen und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Forstwirtschaft. In den Mittelgebirgslagen entstanden Monokulturen, bevorzugt aus Fichten. Auf den nährstoffarmen Böden Norddeutschlands wurde vor allem die Kiefer angebaut und verarmte Heideflächen wieder bewaldet.

Waldböden spenden Grundwasser

In unserem Klimaraum schwankt die Niederschlagsmenge zwischen < 600 und > 1.300 Liter/m² und Jahr. Die Verteilung der Niederschläge ist in durchschnittlichen Jahren etwa gleichmäßig über die Jahreszeiten verteilt. Je nach Niederschlagsmenge und Niederschlagsverteilung sowie Speichervermögen der Böden besitzen wir in Deutschland auf Sickerwasserböden eine Wasserversorgung von trocken bis mäßig feucht. Hinzu kommen wechselfeuchte bis staunasse Stauwasserböden mit einem jahreszeitlichen Wasserüberschuss

Auf welchen Böden wachsen welche Bäume?

Natürliche und naturnahe Wälder und Waldgesellschaften haben sich exakt auf dieses unterschiedliche Wasserangebot eingestellt. Ein Großteil der Wälder verbraucht während der Vegetationszeit für das Baumwachstum und die Wasserverdunstung von den Blattoberflächen und von der Bodenoberfläche 300 – 500 Liter pro m².. Die restliche Niederschlagsmenge dient der Grundwasserneubildung.

Waldböden und Wälder bieten den besten Klimaschutz

Der Boden ist neben der Biomasse des Waldes der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher in deutschen Wäldern mit mehr als 1 Mrd. t C bis 90 cm Tiefe. Im Mineralboden wurden von 1990 bis 2012 geschätzt etwa 0,4 t C pro ha und Jahr gespeichert, während die Streuauflagen wegen der anhaltenden Trockenheit etwa 0,02 t C pro ha und Jahr verloren haben. Aus der Streuauflage entstehen Mull, Moder oder Rohhumus, die wiederum in unterschiedlichem Maße Kohlenstoff speichern und unerlässlich für die biologische Vielfalt sind. Der Anteil der organischen Böden unter Wald beträgt ca. 2,4 % der Waldfläche von 11,4 Mio. ha. Der größte Anteil der Moore und Nassböden ist entwässert. Trotz dieses geringen Flächenanteils stellen diese Böden einen bedeutenden Kohlenstoffvorrat dar und sind im Fall von Entwässerung eine starke CO2 -Quelle. Der Schutz dieser Böden und eine mögliche Wiedervernässung bieten ein wertvolles Potenzial für den Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität.

Wie ist die Nährstoffversorgung der Waldböden?

Die Bodenzustandserhebung zeigt, dass die Schwermetallgehalte leicht abnehmen. Blei- und Arsenwerte überschreiten aber teilweise weiterhin die zugelassenen Grenzwerte. Diese erhöhten Gehalte gehen meist auf Einträge aus dem Bergbau zurück. Zu hohe Stickstoffeinträge sind noch eine Gefahr für das Grundwasser. Die kritische Belastungsgrenze der Waldböden für den wichtigen Pflanzennährstoff Stickstoff wird teilweise deutlich überschritten. Luftreinhaltung und Kalkung zeigen bereits positive Effekte auf die Verringerung der Bodenversauerung. Seit den 1980er Jahren wurden regional erhöhte Kalkgaben als Bodenschutz vor Versauerung verabreicht..

Wie ist der Zustand der Wälder gegenwärtig?

Die bundesweite Bodenzustandserhebung Wald (BZE) ermöglicht Aussagen über Zustand und Veränderungen unserer Waldböden. Hierzu werden an ca. 1900 Flächen boden- und vegetationskundliche Daten erhoben. Die BZE findet ca. alle 15 Jahre statt. Derzeit laufen die Außenaufnahmen der dritten Erhebung. Sowohl durch die Aufeinanderfolge sehr trockener Jahre und sehr milder Winter haben besonders Nadelbäume sehr stark gelitten. In den geschädigten Beständen breiten sich Borkenkäfer aus. Die Waldböden können nur sehr wenig zur Regeneration so geschädigter Baumbestände beitragen.

Was trägt falsche Nutzung bei?

Durch den unsachgemäßen Einsatz von Holzernte und Holztransportmaschinen werden die sehr lockeren Waldböden auf Rückegassen oder flächig gequetscht und verdichtet. Eine Verminderung der Grobporen ist die Folge. Die Sauerstoffversorgung der Wurzeln wird eingeschränkt und die Wasserzügigkeit und Speicherfähigkeit der Böden verringert. Häufig vernässen verdichtete Böden.

Wie können Waldböden nachhaltig bewirtschaftet werden?

Das Bundeswaldgesetz unterbindet einen weiteren Rückgang der Waldflächen. Zurzeit nimmt der Waldflächenanteil leicht zu. Das schützt Waldböden.
Wälder werden zunehmend nachhaltig genutzt. Es wird nicht mehr Holz geerntet als nachwachsen kann. Die Nutzung von Streu und Reisig wurde inzwischen weitgehend eingestellt. So wird der Nährstoffkreislauf zwischen der aufwachsenden Biomasse und den Waldböden wieder naturnäher. Die Waldböden speichern wieder mehr Kohlenstoff.
Der Klimawandel muss weltweit radikal verlangsamt bis gestoppt werden. Parallel dazu müssen im Waldbau die Standorteigenschaften der Waldböden (Wasserhaushalt und Nährstoffhaushalt) stärker berücksichtigt werden. Der Anbau klimastabilerer Laubmischwälder gewinnt an Bedeutung und wird verstärkt berücksichtigt.